Umgang mit Eskalationen der Misophonie
Umgang mit Eskalationen der Misophonie
Eine Woche Auszeit und ihre Erkenntnisse
Nach einer einwöchigen Auszeit, die ich alleine mit einer Städtetour verbracht habe, konnte ich eine bemerkenswerte Verbesserung meiner Misophonie feststellen. Während dieser Zeit war es mir möglich, vollständig auf die Selbstmedikation mit medizinischem Cannabis zu verzichten, ohne negative Auswirkungen oder den Wunsch danach zu spüren. Diese Erfahrung gab mir die Gewissheit, dass keine Abhängigkeit von dieser Medikation besteht. Die Ruhe und der Abstand vom Alltag halfen mir, meine Symptome zu kontrollieren.
Rückkehr in den Alltag und neue Herausforderungen
Die Rückkehr aus dem Urlaub brachte jedoch unerwartete Herausforderungen mit sich. Ich vernachlässigte es, auf meine eigenen Bedürfnisse zu achten, was zu einer Eskalation meiner Misophonie führte. Geräusche aus der Umgebung, wie das Plätschern des Nachbarteichs oder der Lärm von Gartengeräten, wurden unerträglich. Ein wichtiges Learning war, meinen Partner zu bitten, mich energisch zu ermutigen, Pausen einzulegen und mich zurückzuziehen – auch wenn dies im Trubel zum eigenen Nachteil ist – um wieder zur Ruhe zu kommen. Allein eine 10-minütige verordnete Pause, in der ich keine “Schuld” spüre, hilft immens.
Der Dialog mit der Hausärztin
In dieser schwierigen Phase suchte ich das Gespräch mit meiner Hausärztin. Es war eine Überwindung für mich, das Thema der Selbstmedikation anzusprechen, da ich Bedenken hinsichtlich der möglichen Dokumentation und den daraus resultierenden Konsequenzen hatte. Auch wenn das medizinische Cannabis von einem Arzt verordnet wurde, könnte sie dies als Missbrauch von Substanzen einstufen, was zu weitreichenden Problemen führen könnte. Glücklicherweise reagierte meine Ärztin unaufgeregt und mit Verständnis, obwohl sie keine spezifischen Erfahrungen mit medizinischem Cannabis hatte. Sie betonte jedoch die Wichtigkeit, möglichst ohne Substanzen auszukommen.
Krankmeldung und flexible Arbeitsgestaltung
Aufgrund der Intensität der Symptome schlug meine Ärztin vor, mich für eine Woche krankzuschreiben. Diese Zeit nutzte ich, um in meinem eigenen Tempo zu arbeiten und mich gleichzeitig intensiv mit meiner Situation auseinanderzusetzen. Diese Flexibilität half mir, meine Selbstwahrnehmung zu schärfen und die Symptome besser zu managen. Auch wenn ich schlussendlich 75 % Arbeitsleistung über die Woche erbracht habe, war dieses “eigentlich Krankgeschriebensein” hilfreich, weil es viel Stress genommen hat.
Reflexion und Ausblick
Ich möchte noch einmal betonen, dass ich dankbar bin für die Möglichkeit, medizinisches Cannabis als Unterstützung nutzen zu können, bin jedoch kritisch gegenüber der aggressiven Vermarktung durch Online-Anbieter. Ich habe zahlreiche Mails im Postfach, die penetrant für die nächste Verordnung werben, sogar mit Rabatten.
Diese Erfahrung mit der Eskalation hat mir gezeigt, wie wichtig es ist, auf meine Bedürfnisse zu hören und rechtzeitig Maßnahmen zu ergreifen, um Eskalationen zu vermeiden. Ich hoffe, dass meine Erfahrungen anderen helfen können, die ebenfalls mit Misophonie kämpfen.
Für Fragen oder Anregungen stehe ich gerne zur Verfügung. Ihr könnt mir jederzeit eine E-Mail schreiben. Vielen Dank fürs Lesen.